Schule
Der Umgang mit herausforderndem Verhalten von Schülerinnen und Schülern ist in Schulen Realität, welche schulische Fachpersonen täglich erfolgreich bewältigen. Die Kompetenz, mit als schwierig empfundenem Verhalten einen Umgang zu finden, ist Teil des Kern- und Grundauftrages von Schule. Zu dessen erfolgreichen Bewältigung lernen die einzelnen Personen, Teams oder die gesamte Schule stetig dazu.
Strukturelle Angebote
Förderzentren
Förderzentren sind betreute Strukturen, an die Schülerinnen und Schüler vorübergehend, z. B. bei Störungen in der Klasse oder Arbeitsunfähigkeit, geschickt werden können. Nachfolgend einige Beispiele, wie Thurgauer Schulgemeinden dies umsetzen:
Beipiele für Good Practice im Thurgau
- Das Pier 04 wird durch eine SHP und eine Lehrperson geführt und steht den Schülerinnen und Schülern der 3. – 6. Klasse offen. Es dient als Ergänzung zum Unterricht im Klassenzimmer und ist als Lernort für Schülerinnen und Schüler gedacht, die im kleinen Setting einen Lerninhalt trainieren oder vertiefen wollen. Das Pier 04 dient nicht als disziplinarische Massnahme. SuS mit einer oder mehreren Lernzielanpassungen erhalten im Pier 04 die notwendige, gezielte Förderung. Ebenfalls werden im Pier 04 nach Absprache standardisierte Screenings oder individuelle Lernstandserfassungen durch die SHP angeboten. Die BBF ist ein fester Bestandteil des Pier 04s und findet einmal wöchentlich statt. Schulen Frauenfeld - Förderzentrum (schulen-frauenfeld.ch)
- Der Kompassraum schafft einen temporären Raum für Schülerinnen und Schüler in schwierigen Situationen. Der Ansatz der Neuen Autorität betont die Deeskalation. Der Schüler/die Schülerin wird von der Kompassraum-Leitung dort abgeholt, wo er/sie sich gerade befindet und erhält im Kompassraum die Chance, die Situation zu erzählen, zu verstehen und gemeinsam mit der Kompassraum-Leitung Schlüsse daraus zu ziehen. Der Kompassraum wird von einer Mitarbeiterin geleitet. Personalverantwortlich ist die Schulleitung, die fachliche Begleitung übernimmt die SHP. Schulen Frauenfeld - Schulanlage Oberwiesen (schulen-frauenfeld.ch)
- Der Kindergarten Übermut bietet Zeit, Raum und Ruhe für Kinder, die mit dem Rahmen eines grossen Regelkindergartens noch nicht zurechtkommen. Er ist eine spezielle Form des Regelkindergartens mit identischen Lernzielen und bietet zusätzlich ein in verschiedenen Bereichen angepasstes Konzept, das auf die Bedürfnisse der betreffenden Kinder zugeschnitten ist. Ziel des Kindergartens Übermut ist es, mit der Anpassung der Rahmenbedingungen wie Umgebung, Klassengrösse, Betreuung und intensiviertem Elterneinbezug sowie der stabilen, bindungsorientierten Begleitung durch die Lehrpersonen, ein förderliches Umfeld zur persönlichen Entwicklung für die Kinder zu schaffen. Schulen Frauenfeld - Kindergarten Übermut (schulen-frauenfeld.ch)
Aufbau multiprofessioneller Kompetenzen und Teams
Die multiprofessionelle Zusammenarbeit ist zentral zur Bewältigung von komplexen Herausforderungen. Damit rücken in einer Schulen neben dem Aufbau der notwendigen Kompetenzen auch die Zusammenarbeitsstrukturen in den Fokus. Kleinere Schulgemeinden profitieren dabei von der Zusammenarbeit mit anderen. Nachfolgend einige Beispiele aus dem Kanton Thurgau:
Beispiele für Good Practice im Thurgau
- Die Schulsozialarbeit (SSA) der Primarschulgemeinde Bussnang-Rothenhausen hat präventiv Kontakt zu allen Klassen und Kindern, bevor es dringende Fälle gibt. Anfangs Schuljahr organisiert sie mit den Klassenlehrpersonen von der 1. - 6. Kl. einen Begegnungsmorgen mit kooperativen Spielen und AdL Gruppen. Schulsozialarbeit (psbr.ch)
- Das Pilotprojekt der PSG Arbon setzt die Schulsozialpädagogik (SSP) in Ergänzung zur Schulsozialarbeit (SSA) ein. Im Gegenzug zur eher beratender Funktion der SSA (Eltern, Lehrpersonen, Schülerinnen und Schüler) übernimmt die SSP eine langfristige und vertiefte Begleitung von einzelnen Kindern oder Kindergruppen in Absprache mit der Schulleitung. Nebst dem regulären Unterricht finden so auch alternative Beschulungsformen durch die SSP statt, welche auf der Lebenswelt des Kindes oder der Kindergruppe basiert. Die Lehrpersonen und Klassen erfahren so eine schnelle und nutzbringende Entlastung. Unterstützte Lokale Projekte (tg.ch)
- Die Psychomotoriktherapie eignet sich für Kinder, Jugendliche und Erwachsene, die motorische oder emotionale Probleme, Verhaltensauffälligkeiten oder Schwierigkeiten in ihren Beziehungen zu anderen haben. Was ist Psychomotorik (psychomotorik-schweiz.ch)
- Das Projekt Mehrwert der PSG Bürglen legt den Fokus auf die Zusammenarbeit der schulischen Fachpersonen in Teams. Planung und Absprachen finden in den regelmässigen Teamsitzungen statt. Dadurch entstehen Freiräume für Förderung, Betreuung und das vermehrte Miteinander. Schulleben (schulebuerglen.ch)
- Die PSG Lauchetal setzt gezielt Schülerinnen und Schüler der Mittel-und Sekundarschule für einige Wochen im Kindergarten als "Helfer" ein. Durch die Übernahme von Verantwortung wurden die Älteren gestärkt und schwierige Situaionen entspannten sich. PSG Lauchetal (schule-lauchetal.ch)
- Die schuleigene Beratung der Schulen Kreuzlingen unterstützt direkt in der Klasse. Sie spricht Konflikte an, unterstützt durch Einzelgespräche mit den Schülerinnen und Schülern sowie Austausch und Beratung im Umgang mit herausfordendem Verhalten. Schulgemeinde Kreuzlingen (schulekreuzlingen.ch)
Timeout
Manchmal wird eine vorübergehende Schulung ausserhalb der angestammten Klasse unumgänglich. Dabei wird der Schüler oder die Schülerin für eine bestimmte Zeit in einem speziellen Setting so weit wie möglich beschult. Ziel ist die Rückkehr in die Regelklasse.
Beispiele für Good Practice im Thurgau
Gesamtkonzepte
DENK-WEGE (Universität Zürich)
Das Programm DENK-WEGE ist ein Konzept zur nachhaltigen Förderung von personalen und sozialen Kompetenzen bei Kindern im Kindergarten- und Primarschulalter. DENK-WEGE unterstützt eine gesunde und positive Entwicklung von Kindern, stärkt die psychische Gesundheit und fördert die Resilienz. Das systematische sozial-emotionale und sozial-kognitive Lernen im Bereich der überfachlichen Kompetenzen ist auch die Grundlage für die Prävention von Mobbing, Disziplin- und Verhaltensproblemen an Schulen. Die altersübergreifenden Grundgedanken und (Handlungs-) Konzepte des DENK-WEGE-Programms lassen sich sowohl im Klassenkontext als auch auf der Ebene der ganzen Schule einsetzen und eignen sich somit für die Entwicklung einer gesunden Schulkultur. DENK-WEGE - Gewaltprävention an Schulen
Chili (Schweizerisches Rotes Kreuz)
Chili, vom Schweizerischen Roten Kreuz zur Behandlung von Konflikten und Herausforderungen in der Schule entwickelt, beruht auf einer kompetenzbasierten und ressourcenorientierten Grundlage. Das Angebot unterstützt Lehrerpersonen bei der Bewältigung herausfordernder Verhaltensweisen von Schülerinnen und Schülern durch die Bereitstellung von Workshops, Seminaren und Coaching. Es bietet eine breite Palette an Lösungsansätzen, um Schülerinnen und Schülern zu unterstützen, Konflikte selbstständig zu lösen und ihre eigenen Ressourcen effektiv zu nutzen. Chili - stark im Konflikt | SRK Thurgau (srk-thurgau.ch)
Mind Matters (radix)
MindMatters ist ein wissenschaftlich begleitetes und in der Praxis erprobtes Programm zur Förderung der sozial-emotionalen Kompetenzen von Schülerinnen und Schülern in den Zyklen I, II und III sowie in Brückenangeboten. Es basiert auf dem Konzept der «Gesundheitsfördernden Schule» von radix Schweiz und bezieht die gesamte Schule mit ein. Die Schulen werden dabei über einen Zeitraum von ca. 1 bis 1,5 Jahren durch ausgebildete Beratungspersonen unterstützt.
Die Kosten für die Schulung von MindMatters und die Begleitung der Schulen werden im Rahmen des kantonalen Aktionsprogramms Gesundheitsförderung und Prävention vom Amt für Gesundheit übernommen (Kontakt: sara.glutzNULL@tg.ch)
MindMatters - Mit psychischer Gesundheit Schule entwickeln. | RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung
Schule handelt (radix)
«Schule handelt» ist ein praxiserprobter, evaluierter und ganzheitlicher Schulentwicklungsprozess zur Stärkung der Gesundheit aller Mitarbeitenden. Handeln Schulleitungen, Lehrpersonen und weitere Mitarbeitende einer Schule professionell und im Bewusstsein ihrer körperlichen und psychischen Gesundheit, beeinflussen sie das Schulklima und die Qualität des Unterrichts positiv. Davon profitieren insbesondere die Schülerinnen und Schüler. Zu Beginn des Prozesses ermitteln Schulen mithilfe einer umfassenden Online-Befragung die Ressourcen, Belastungen und das allgemeine Wohlbefinden der Mitarbeitenden auf Schul- und Teamebene. Aufbauend auf dieser Standortbestimmung analysiert das Schulteam gemeinsam das Entwicklungspotential, definiert Handlungsfelder, leitet massgeschneiderte Massnahmen zur Stärkung der Gesundheit ab und plant deren Umsetzung.
Die akkreditierten Fachpersonen der Schulberatung unterstützen die Schulen gerne. (Kontakt: bernd.ruoffNULL@tg.ch)
Schule handelt - Stressprävention am Arbeitsort | RADIX Schweizerische Gesundheitsstiftung
Neue Autorität (Haim Omer)
Die Neue Autorität legt den Fokus auf die Haltungen und Handlungen der erwachsenen Personen, anstatt auf formale Rollen oder Machtausübung gegenüber Kindern und Jugendlichen. Im Kontext von Tagesschule und Schule steht nicht das einzelne Kind und sein Verhalten im Fokus, sondern die Haltungen und Handlungen der Lehrpersonen und der Betreuenden. Durch Reflexion der Haltungs- und Handlungsaspekte wird die Präsenz fortlaufend gestärkt und stabilisiert. Das Betreuungsteam und das Kollegium nehmen durch ihre stärkende Autorität Einfluss auf das Zusammenleben in ihrer Institution. Auf das Konzept der neuen Autorität haben sich zahlreiche Anbieter spezialisiert. Gerne helfen die Fachexperten der Schulberatung weiter. (Kontakt: bernd.ruoffNULL@tg.ch)
Neue Autorität: Stärke statt (Ohn-)Macht | PHBern
Multifamilienarbeit
Menschen zeigen oft eingeengte Sichtweisen für eigene Probleme, haben aber ein grosses Gespür für ähnliche Probleme bei anderen. Dies kann in der Multifamilienarbeit (MFA) genutzt werden, wenn eine Atmosphäre von gegenseitigem Vertrauen, Anteilnahme, Verständnis und Transparenz geschaffen wird. Ziel der Arbeit ist es, die einzelnen Familien die Vielfalt der Gruppe als Chance für sich selbst erleben zu lassen. Die Familien erkennen, dass auch andere vom gleichen Problem betroffen sind. Dies stärkt das Selbstwertgefühl und es macht die Familien offener für die Wahrnehmung und Lösung derselben Schwierigkeiten bei sich selbst. MFA wird als Familienklassenzimmer, Multifamiliengruppen in sonderpädagogischen und therapeutischen Einrichtungen, Kinder aus der Klemme oder Kidstime umgesetzt. Multifamilienarbeit / Multifamilientherapie
Beziehungen stärken (BEST)
Mit dem Projekt "BEST" soll die Tragfähigkeit der Schule erhöht und eine Entlastung der Lehrpersonen und des Schulfelds durch die Ansatzpunkte "Befähigen-Stärken-Entlasten", aufbauend über drei Projektebenen erreicht werden. Auf der ersten Ebene erweitern die Schulhausteams ihre Kompetenzen im Umgang mit verhaltensauffälligen Schülerinnen und Schülern, insbesondere um die überfachlichen Kompetenzen zu stärken und zu entwickeln. Besondere Herausforderungen werden interdisziplinär bearbeitet. Die zweite Ebene umfasst den Aufbau von Expertenteams, die beigezogen werden können, um besonders anforderungsreiche Schulsituationen mit professioneller Unterstützung zu verbessern. Das Interventionszentrum (dritte Ebene) ist ein Ort , an dem Kinder über eine bestimmte Zeit betreut und beschult werden. Es steht den Schülern und Schülerinnen aller Zyklen der Volksschulgemeinde Amriswil-Hefenhofen-Sommeri zur Verfügung. Interventionszentrum BEST: Schulgemeinde Amriswil Hefenhofen Sommeri (schulenamriswil.ch)
Präventionsangebote
Präventionsangebote sexuelle Gewalt (Kinderschutz Schweiz / Amt für Volksschule)
Die Präventionsangebote „Mein Körper gehört mir!“ (Zyklus 2) und "Love limits" (Zykus 3, verfügbar ab Januar 2025) sind interaktive Ausstellungen von Kinderschutz Schweiz zur Prävention von sexueller Gewalt gegen Kinder – konzipiert für Schülerinnen und Schüler. Die Schülerinnen und Schüler erhalten die Möglichkeit, spielerisch zu lernen, selber zu bestimmen, wer ihnen auf welche Art nahekommen darf. Präventionsangebote (tg.ch)
SIG – Schweizerisches Institut für Gewaltprävention
Systemstärkung durch Hilfsmittel, Präventionsarbeit für Schulen, Beratungen, Angebot SSA, Kurse und Publikationen. Grundlage ist die Arbeit mit dem “innerem Schiedsrichter”. Schweizerisches Institut für Gewaltprävention (SIG) (sig-online.ch)
respect - Selbstbehauptung für Jungs
Das Angebot des Vereins umfasst Selbstbehauptungskurse für Jungs, Weiterbildungskurse für Erwachsene, Gewaltprävention für Schulen. Sie bieten Trainings zu Sozialkompetenz und Gewaltprävention, zu Klassenbildung und Gruppenkultur und zu jungenspezifischen Themen an. Interventionen bei Konflikten wie Ausgrenzung und Gewalt. Transfer-Coachings und -Weiterbildungen für Lehrpersonen und Teams. Respect - Selbstbehauptungskurse für Jungs
Fachstellen
Fachstelle Jugendpolizei (Kantonspolizei)
Die Fachstelle bietet im Zusammenhang mit Jugendkriminalität im präventiven Bereich, aber auch bei aktuellen Schwierigkeiten Beratung, Vorträge und Klasseninterventionen an. Fachstelle Jugendpolizei (tg.ch)
Beratung und Begleitung
Schulberatung (Amt für Volksschule)
Die Schulberaterinnen und Schulberater des Amtes für Volksschule beraten und begleiten Einzelpersonen, Teams, Gruppen und Organisationen zu Fragen rund um die Ausübung Ihrer Tätigkeit, insbesondere auch im Zusammenhang mit herausforderndem Verhalten. (Kontakt: bernd.ruoffNULL@tg.ch) Schulberatung (tg.ch)
Schulisches Kriseninterventionsteam (SKIT)
Das SKIT bietet Unterstützung, wenn Schulen mit unerwarteten aussergewöhnlichen Ereignissen konfrontiert sind, die ihre bisherigen Bewältigungs- und Lösungsmöglichkeiten überfordern.
Notfallnummer 079 55 22 444 / 7 Tage – 24 Stunden
Aufgeboten wird das SKIT durch Schulbehörden, Schulleitungen oder Lehrpersonen. SKIT (tg.ch)
Angebote an der Nahtstelle Sek- Sek II
Verschiedene Angfebote unterstützen spezfisch im Bereich Übertritt Sek I - Sek II.
- Mentoring Thurgau ist ein niederschwelliges Realisierungs- und Unterstützungsangebot für Jugendliche im Übergang von der obligatorischen Schule in die Berufsbildung. Ehrenamtliche Erwachsene (Mentorinnen und Mentoren) bieten den Jugendlichen (Mentees) konkrete Hilfen bei der Suche von Lehrstellen oder Praktikumsstellen. Gewerbeverband Thurgau - Mentoring Thurgau (tgv.ch)
- Von der Schule in die Berufswelt. Das Jugendprojekt LIFT ist ein Integrations- und Präventionsprogramm an der Nahtstelle zwischen der Volksschule (Sek I) und der Berufsbildung (Sek II) für Jugendliche ab der 7. Klasse mit erschwerter Ausgangslage bezüglich der späteren direkten Integration in die Arbeitswelt. Jugendprojekt LIFT | Projet LIFT | Progetto LIFT (jugendprojekt-lift.ch)
- Das Case Management Berufsbildung richtet sich an junge Menschen von 13 bis 24 Jahren, die mit vielfältigen und komplexen Schwierigkeiten kämpfen und vor und während der beruflichen Ausbildung Unterstützung benötigen. Case Management Berufsbildung CMBB (tg.ch)
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